Samstag, 6. April 2013

Herkunft der Familie

Neulich war ja Ostern.

Ich habe meine Oma besucht, die Oma von der ich in meiner Kindheit die meisten Erinnerungen habe weil sie viel auf uns Kinder aufgepasst hat. Mit einem Mal waren viele Erinnerungen da, als sie erzählte, wie damals anders erzogen wurde. An Schläge oder etwas ähnliches erinnere ich mich nicht, wohl aber an Erzählungen meines Vaters und meines Onkels, dass es durchaus damals so üblich war. Wie oft ich damals bei ihr war. Als Kind war ich sehr hibbelig, stillsitzen war nicht meine Stärke. Meiner Schwester hat sie damals nähen beigebracht, mir wurde jahrelang erzählt, ich sei zu klein dafür (auch Kinder merken irgendwann, das zwei Jahre Unterschied irgendwann als Ausrede nicht mehr zählen). Dafür habe ich oft mit Opa Tennis geguckt Ja, die große Zeit von Becker und der Graf habe ich mitbekommen. Und das Schachspielen hat er mir beigebracht. Er hat seinen Schachcomputer geliebt. Auch wenn meine Großeltern sonst von neuer Technik nicht viel hielten, auf sein Schach wollte Opa nicht verzichten. Oft haben wir zusammen gespielt. Bis ich besser wurde, dann hat mein Opa häufiger mal während des Spiels Kopfschmerzen bekommen. Sowas.

Vor über zwei Jahren ist mein Opa gestorben.

Über die Herkunft meiner Großeltern wurde nie viel geredet. Papa sagt nur, Oma kommt aus dem Memelgebiet und Opa auch aus dem Osten.

Zurück zum Ostersonntag.
Wir waren am erzählen, ich färbe Karfreitags mit Freunden und deren Kindern immer Eier und habe ihr davon erzählt. Sie schüttelte den Kopf und meinte, sowas kennt sie aus ihrer Kindheit nicht. Man hat damals keine Eier gefärbt sondern viele Eier gekocht und in einem selbst geflochtenem Korb auf den Tisch gestellt. Nachbarn und Freunde kamen vorbei zum reden, man hat sich an den Tisch gesetzt, geredet und Eier gegessen.
Irgendwie hat mich das traurig und neugierig gemacht.

Traurig weil außer mir niemand gekommen war zum reden.

Neugierig, weil ich eigentlich gar nichts aus ihrer Vergangenheit weiß. Ich weiß die verworrene Geschichte, dass sie schon vor meinem Opa verheiratet war und noch ein paar Dinge, über die niemand reden wollte. Aber meine Mama ist zum Glück eine neugierige und hartnäckigere Frau, als ich es bin. Und sie hat mir immer viel erzählt.

Also habe ich diesmal meinen Papa ausgiebig ausgefragt. Und er hat mir viele sehr interessante Dinge erzählt. Es war, als hätte ich ein Losungswort genannt, und es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er holte seinen Laptop und zeigte mir Bilder aus der Zeit der Vertreibung der Bevölkerung aus dem Memelgebiet und erzählte viel über meine Oma.

Ich werde mich in der nächsten Zeit etwas in das Thema reinlesen und überlege sogar, in die Gegend zu reisen und dort mal Urlaub zu machen.

Schlussendlich kam mir nicht zuletzt der Gedanke, warum mein Papa seine Mutter nicht mehr besucht um zu reden. Es scheint irgendwie aus der Mode gekommen zu sein einfach beisammen zu sein.

Schade eigentlich.

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