„Frauen
und Männer können nicht befreundet sein“ sagt mein Kollege. Er
geht bald in Rente und ist ganz die alte Schule. Jedesmal, wenn er
mein Tatoo sieht, fragt er mich, ob mir das tatsächlich gefällt.
Ich muss an dieses Gespräch denken, als ich das erste Spiel
vermassel und die schwarze Acht in ein Loch des noch voll belegten
Tisches fällt. Mein Ex lacht.
Ist
das so?
„Du
bist zu wählerisch“ sagt meine Freundin zu mir, als wir uns
verabschieden. Ich erinnere sie an die letzten Naturkatastrophen.
Die, die nicht zu mir gepasst haben. Einfach zu „busy“ waren,
mich ständig versetzt haben, ihrer Freundin meinetwegen untreu
geworden sind oder die eine Fernbeziehung über 120km nicht einmal
zwei Monate überstehen. Ich murmel etwas und steige in den Zug.
„Du
bist ziemlich konservativ“ meint der Kumpel meiner Schwester zu
mir. Ich staune, vor einigen Monaten habe ich von anderer Seite
gehört ich könne mich ja nicht benehmen und dass man(n) sich mit
mir wohl keine Zukunft vorstellen kann. Da fällt der Spruch der
Schlussmachsprüche „Es liegt nicht an dir“ in meinem Ohr. Das
ist jetzt schon wieder drei Monate zurück. Da habe ich an eine große
Liebe gedacht und ihn angerufen. Er hat mich zu seiner
Geburtstagsfeier eingeladen. Er (und natürlich alle seine Freunde)
glauben, ich bin ihm damals fremdgegangen. Ich war schon einmal auf
einer Feier von ihm. Nach der Trennung. Ich glaube, auf die Blicke
kann ich dies Jahr verzichten. Zu wem macht mich das alles? Können
so viele Leute so viele verschiedene Seiten von mir „kennen“? Es
ist viel zu unmöglich, es immer richtig zu machen. Die perfekte Frau
zu sein.
„Verdammt!“
ich habe auch das dritte Spiel verloren. Mein Ex wünscht mir einen
schönen Restabend nachdem ich verzichtet habe, mich nach Hause
fahren zu lassen. Ich liege lange wach im Bett (und sonst schlafe ich
nach zwei Minuten tief und fest). Und jetzt weiß ich es!
Es
ist möglich, mit einem Mann befreundet zu sein. Wenn man(n) weiß,
dass ich nicht die perfekte Frau sein kann.
